Durch die globale Coronavirus-Pandemie und den Maßnahmen zur Eindämmung der Krise haben Kapitalmärkte und Investmentbanken mit Unsicherheit zu kämpfen. Es wirkt jedoch so, als seien die Europäischen Banken auf die aktuelle Wirtschaftskrise viel besser vorbereitet als auf die letzten Krisen in den Jahren 2009 und 2010.
Während Europäer ihr Geld vorwiegend in Bareinlagen und Anlageformen mit höherer Liquidität verschieben, senken die größten europäischen Banken ihre Zinssätze noch weiter. Doch die jüngsten Daten des WeltSparen Zinsradars zeigen, dass es wichtige Ausnahmen gibt: Europäische Banken, die nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen, erhöhen ihre Zinssätze.
Vergleiche:
Zwei Extreme bei Top-Privatkundenzinsen in Europa: Stillstand oder steigende Tendenz
WeltSparen hat jeweils die Top-Angebote bei Zinssätzen für Einlagen mit einem und drei Jahren Laufzeit verglichen. Die Recherche bezieht sich auf neun Länder innerhalb und sechs Länder außerhalb der Eurozone. Nach den jüngsten Daten sind die Spitzenzinssätze in Deutschland seit Mitte Februar um mehr als ein Drittel auf durchschnittlich bis zu 1,05 Prozent für 1-jährige und 1,14 Prozent für 3-jährige Top-3-Einlagenprodukte gestiegen. In den Niederlanden sind die besten Zinsangebote ebenfalls seit Anfang 2020 gestiegen, wenn auch weniger stark (0,6 Prozent für 1-jährige und 0,87 Prozent für 3-jährige Festgelder).
In Großbritannien und Irland sinken Zinssätze der Top-Angebote. Irland erreicht seit März einen neuen Tiefstand von 0,07 Prozent. Im Vereinigten Königreich sind die Spitzenzinssätze zwar seit dem letzten Monat gestiegen, sie liegen jedoch immer noch unter den Werten von Januar 2020 mit 1,60 Prozent für 1-jährige Festgelder und und 1,92 Prozent für 3-jährige Festgelder.
Dagegen erleben Spanien und Italien nach monatelangem Stillstand einen Wandel. Dieser spiegelt scheinbar die verheerenden Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft des jeweiligen Landes wider. In beiden Ländern sind die durchschnittlichen 3-Jahres-Zinssätze gestiegen.
WeltSparen verzeichnet auf seinen Plattformen in Deutschland, Spanien, den Niederlanden und anderen Ländern einen europaweiten Aufwärtstrend: 31 der Partnerbanken des Fintech haben seit Anfang März die Zinssätze erhöht.
Durchschnitt der Top-3-Einlagenangebote für Privatkunden auf der Grundlage lokaler Vergleichsseiten zum 21.04.2020. Die Kriterien: 10.000 EUR Einlage; 1 Produkt pro Bank; Angebote für neue und bestehende Kunden.
Großbanken stehen bei den Zinsen in ganz Europa nicht an der Spitze – außer in Irland
Die Recherche von WeltSparen zeigt die Lücken zwischen den Zinssätzen der drei größten Banken jedes Landes und den besten verfügbaren Angeboten des Landes abgesehen von diesen Banken auf.*
Innerhalb der Eurozone geht die Zinsschere in Deutschland weiterhin auseinander – bis auf das 79-fache. Den 0,01 Prozent, die Sparer bei den drei größten deutschen Banken erhalten stehen durchschnittlich 1,05 Prozent bei den besten Angeboten gegenüber. Das Verhältnis hat sich in den letzten sechs Monaten mehr als verdoppelt. Außerhalb der Eurozone zeigt Dänemark eine ähnlich Entwicklung auf. Top-Banken bieten nahezu Nullzinsen auf 1-Jahres-Einlagen von Privatkunden an, bei den Top-Angeboten sind es durchschnittlich 0,58 Prozent.
Solange die Zinsen so niedrig sind, ist das Verhältnis zugleich trügerisch: In fast allen europäischen Ländern besteht derzeit ein erheblicher Unterschied zwischen den Zinssätzen der größten Banken und den Top-Zinssätzen, die in diesen Ländern neben den Angeboten der Großbanken verfügbar sind.
In Irland unterbieten die drei größten Banken die Top-Angebote des Marktes, obwohl sowohl die großen Banken als auch die Top-Angebote bei oder unter 0,10 Prozent liegen.
In Spanien ist der Durchschnittssatz der Großbanken mit 0,10 Prozent genauso niedrig ist wie in Irland. Zugleich gibt es wesentlich wettbewerbsfähigere Top-Angebote, wobei die drei führenden Banken im Durchschnitt 1,09 Prozent anbieten.
*Diese Daten schließen Angebote auf den Plattformen von WeltSparen aus. Die Kategorie „Top-Angebote“ schließt die Angebote der drei größten Banken aus und spiegelt die besten verfügbaren Angebote des Marktes abgesehen von diesen Banken wider.
Durchschnittliche 1-Jahres-Einlagenangebote für Privatkunden, die von den 3 größten Banken auf dem lokalen Markt angeboten werden; Stand: 21.04.2020. Die Kriterien: 10.000 EUR Einlage; Angebote sowohl für neue als auch für bestehende Kunden. In der Regel die größten Banken auf der Grundlage der Bilanzgröße, die Termineinlagen anbieten.
Zinssätze im Kundengeschäft:
EZB-Daten: Italien und Deutschland widersetzen sich dem unerbittlichen Abwärtstrend
Trotz europaweiter Senkungen der Zinssätze im Privatkundengeschäft zwischen Januar und Februar, zeigen die jüngsten Daten der Europäischen Zentralbank, dass Italien die Durchschnittszinsen der Eurozone nach oben gedrückt hat. Mit einem Anstieg von 28 Basispunkten gegenüber dem Vormonat lag der durchschnittliche Zinssatz für Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr in Italien nun bei 1,42 Prozent. Damit ist Italien der einzige Markt der Eurozone, der über einem Prozent liegt.
Innerhalb der Eurozone hatten fünf Länder durchschnittlich weniger als ein Zehntelprozent Zinsen auf Einlagen mit einem Jahr Laufzeit. Weitere neun Länder boten weniger als ein halbes Prozent.
Deutschland setzt im Februar mit einem Durchschnitt von 0,15 Prozent seinen Aufwärtstrend fort. In Spanien, Frankreich und Großbritannien gehen die Zinsen um -1, -2 bzw. -4 Basispunkte zurück. Spaniens Durchschnittszinssatz von 0,01 Prozent hat nun den Abwärtstrend Irlands überholt und bietet damit für Neueinlagen die niedrigsten Zinsen aller untersuchten Länder gemäß den Daten der Europäischen Zentralbank.
Durchschnittlicher Zinssatz für Neueinlagen, private Haushalte; Laufzeiten ≤ 1 Jahr, EZB-Daten. Hinweis: Die Zeitreihe der niederländischen Zentralbank für Einlagen mit Laufzeiten von bis zu einem Jahr enthält ein länderspezifisches „Baudepot“ mit höheren Durchschnittssätzen als Tages- und Termineinlagen.
Einlagenzinsen für Geschäftskunden:
Keine Entlastung für Unternehmen auf dem europäischen Sparmarkt
Der Durchschnitt der Unternehmenszinsen in der Eurozone startet Anfang des Jahres 2020 mit einem Rückgang von -7 Basispunkten. Laut jüngsten Daten der Europäischen Zentralbank sanken die Unternehmenszinsen im Februar um weitere -5 Basispunkte.
In ganz Westeuropa liegen die Zinssätze unter Null, was bedeutet, dass Unternehmen im Durchschnitt für ihre Einlagen draufzahlen. Die Ausnahme bildet Portugal, wo die durchschnittliche Einlagenrendite der Unternehmen immer noch bei nur 0,05 Prozent liegt. Deutschland hat bei den Zinssätzen auf Einlagen von Unternehmen nicht den gleichen Aufwärtstrend erlebt wie bei den durchschnittlichen Privatkundeneinlagen des Landes. Sowohl Deutschland als auch Spanien haben mit -0,25 Prozent auf Unternehmenseinlagen den niedrigsten Durchschnittswert in der Eurozone erreicht. Italien mit -0,23 Prozent und die Niederlande mit -0,17 Prozent liegen nicht weit darüber.
Weitere sechs Länder liegen bei oder unter einem Zehntelprozent. Nur in Finnland (0,25 Prozent), Estland (0,27 Prozent), Griechenland (0,35 Prozent) und Malta (0,83 Prozent) lagen die Unternehmenszinsen über einem Viertel Prozent.
Durchschnittlicher Zinssatz für neue Einlagen, Unternehmen, Laufzeiten ≤ 1 Jahr, Statistik des Euroraums.
Quellen: EZB, WeltSparen, Bloomberg, The Economist.
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Über WeltSparen by Raisin
Das Berliner Fintech WeltSparen, ein Vorreiter für Open Banking in Europa, wurde 2012 von Dr. Tamaz Georgadze (CEO), Dr. Frank Freund (CFO) und Michael Stephan (COO) gegründet. WeltSparens Plattformen – international unter der Marke Raisin bekannt – bieten europäischen Sparern grenzüberschreitend einfachen und kostenlosen Zugang zu attraktiven Tages- und Festgeldern aus ganz Europa sowie zu global diversifizierten und kostengünstigen ETF-Portfolios und Altersvorsorgeprodukten. Mit nur einer Online-Anmeldung können Kunden alle Anlagen abschließen und verwalten. Seit 2013 haben mehr als 250.000 Kunden aus 30+ Ländern Europas Spareinlagen im Wert von über 22 Milliarden Euro bei 91 Partnerbanken angelegt. Das Start-up zählt zu den Top 5 Fintechs der renommierten FinTech50-Awards und wird von namhaften europäischen und US-amerikanischen Investoren wie btov Ventures, Goldman Sachs, Index Ventures, Orange Digital Ventures, PayPal Ventures, Ribbit Capital und Thrive Capital unterstützt. Zu Raisin gehören Raisin UK in Manchester, Raisin Technology, die Service-Bank Raisin Bank und fairr.
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