30 Jahre Mauerfall: Finanzielle Einheit mit Hindernissen – Westdeutsche sparen deutlich mehr als Ostdeutsche
- Jeder zweite Ostdeutsche hat Angst vor Altersarmut und jeder fünfte Bürger im Osten hält Altersarmut für sehr wahrscheinlich
- Geringe Gehälter, Arbeitslosigkeit und Politik sehen Ost wie West als Hauptursachen für Altersarmut
- Rendite ist nachrangig, häufigste Geldanlagen sind traditionell, sicher und jederzeit verfügbar
- Ostdeutsche sind aufgeschlossener gegenüber Kryptowährunge
Arbeitslosigkeit, Überalterung, Strukturwandel: Ist die Bundesrepublik 30 Jahre nach dem Fall der Mauer endgültig finanziell zusammengewachsen? Die Plattform für Geldanlage WeltSparen (www.weltsparen.de) hat anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Mauerfalls in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov über 2.000 Deutsche in Ost und West befragt.
Abgehängt: Fast jeder vierte Ostdeutsche hat kein Geld zum Sparen
Ostdeutsche können häufiger überhaupt nichts sparen (22 Prozent) als Westdeutsche (18 Prozent). Zwar können 30 Prozent der Ostdeutschen bis zu unter 100 Euro monatlich zurücklegen (im Westen jeder Vierte), allerdings sind die Westdeutschen häufiger in den höheren Sparbeträgen vertreten. So kann jeder Fünfte (21 Prozent) im Westen der Republik über 300 Euro monatlich sparen – im Osten ist dies jedoch nur für 14 Prozent der Studienteilnehmer möglich. Jeder Zehnte (11 Prozent) im Westen kann sogar mehr als 500 Euro sparen gegenüber nur 8 Prozent in Ostdeutschland. Westdeutsche können insgesamt deutlich höhere Geldsummen sparen als Ostdeutsche. Als Hauptgrund für das Nichtsparen nennen rund drei Viertel der Deutschen – 75 Prozent im Osten und 76 Prozent im Westen – dass es ihre finanzielle Situation derzeit nicht erlaubt. Fast jeder Zehnte ostdeutsche Befragte (9 Prozent versus 6 Prozent im Westen) nennt dagegen als Grund, dass er es sich lieber jetzt gut gehen lasse.
Ostdeutsche fürchten sich stärker vor Altersarmut
Das eingeschränkte Sparverhalten führt bei Ostdeutschen zu einer düsteren Prognose für die eigene Rente: 22 Prozent der Ostdeutschen halten es für sehr wahrscheinlich, im Alter von Armut betroffen zu sein, im Westen sind es nur 17 Prozent. Weitere 27 Prozent in Ost wie West sagen, es sei eher wahrscheinlich, im Alter arm zu sein. Im Osten fürchtet sich also fast jeder Zweite (49 Prozent) vor Altersarmut und im Westen sind es 44 Prozent.
Bundesweit besteht Einigkeit bei Ursachen für Armut
Die drei am häufigsten genannten Gründe für Armut im Alter sind ein geringes Einkommen (68 Prozent), Arbeitslosigkeit (51 Prozent) und Fehlentscheidungen in der Politik (46 Prozent). Gerade bei den letzten beiden Punkten klaffen Ost und West auseinander. So identifizieren 55 Prozent der Ostdeutschen eine fehlende Beschäftigung als Hauptursache für Altersarmut, aber nur jeder Zweite in Westdeutschland. Nahezu jeder zweite Ostdeutsche (49 Prozent) sieht sogar falsche Entscheidungen in der Politik als Armutsverursacher im Alter – gegenüber 45 Prozent im Westen. Auffallend sind zudem die Unterschiede bei den Fehlzeiten durch Kinder, z.B. Elternzeit und Teilzeit. Hier sehen 38 Prozent der Westdeutschen einen Grund für Altersarmut gegenüber 32 Prozent der Ostdeutschen. Diese Differenzen können an infrastrukturellen Voraussetzungen in den jeweiligen Regionen Deutschlands begründet liegen.
Konservatives Sparverhalten der Deutschen trifft auf Krypto-Ausreißer im Osten
Die Top 3 der Geldanlagen nutzen 83 Prozent der sparenden Deutschen mit marginalen Unterschieden in Ost und West: So ist das Sparbuch / Sparkonto mit 32 Prozent bundesweit am beliebtesten, dicht gefolgt vom Tagesgeld mit 26 Prozent sowie dem Girokonto mit 25 Prozent, wobei dieses aktuell kaum eine Verzinsung erzielt. Alle drei Anlagearten eint die Sicherheit, stetige Verfügbarkeit, aber auch die geringen Zinsen derzeit. Dicht darauf folgen mit 18 Prozent Vorsorgeprodukte wie Renten- und Lebensversicherungen, die jeder fünfte Ostdeutsche monatlich bespart versus 18 Prozent im Westen. Unterschiede werden bei zwei anderen Vermögensklassen sichtbar. So investieren 16 Prozent der Westdeutschen in Aktien. In Ostdeutschland sind es sogar nur 12 Prozent. Der den Deutschen nachgesagte Sicherheitsgedanke scheint an dieser Stelle zu überwiegen, wodurch mögliche Renditepotenziale in diesem Segment ungenutzt bleiben. Bei neuartigen Investmentarten heben sich Kryptowährungen wie Bitcoin mit 5 Prozent im Osten und nur einem Prozent im Westen gegenüber Peer-2-Peer-Krediten mit 2 Prozent im Westen und einem Prozent im Osten deutlich ab. Bei Kryptowährungen sind Ostdeutsche also deutlich aufgeschlossener und risikofreudiger.
Unsichere Zukunftsperspektiven in einem der reichsten Länder der Welt
Obwohl sich noch immer Unterschiede zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland abzeichnen, nähern sich Ost und West immer stärker an – gerade bei den bevorzugten Spar- und Investmentarten. Doch gerade beim Thema Altersarmut und den Möglichkeiten des Sparens offenbaren sich Klüfte. So lebt fast jeder zweite Ostdeutsche in Angst vor der Altersarmut und hat kaum eine Chance, umfassend Vorsorge zu betreiben. Es zeigt sich zudem, dass knapp die Hälfte aller Deutschen – in Ost wie West – angstvoll in ihre Zukunft blicken und sich nicht ausreichend fürs Alter absichern können.
Dr. Tamaz Georgadze, CEO und Mitgründer von WeltSparen, erläutert: “Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass sich Menschen in Deutschland Sicherheit wünschen und Vorsorge und Absicherung für das Alter besonders wichtige Themen sind. Insbesondere bei langfristigen Anlagen macht die Rendite einen großen Unterschied. Die sehr konservative Herangehensweise vieler Menschen in Deutschland erschwert gute Zinserträge. WeltSparen tritt dafür ein, dass zumindest im konservativen Teil der Sparguthaben, selbst in Zeiten von Null- und Negativzinsen, weiterhin Zinsrenditen realisiert werden können. Ein großer Renditekiller für Sparer ist die Kostenstruktur bei Lebensversicherungen, Vorsorgeverträgen und Investmentprodukten. Nur, wenn die damit verbundenen Kosten sehr niedrig sind, lässt sich nach unserer Auffassung eine echte Perspektive für das Alter entwickeln. Vor diesem Hintergrund wünsche ich mir, dass die Politik die Neigung der Sparer zu konservativen Anlagen nachhaltiger berücksichtigt. Das betrifft den Solidaritätszuschlag auf Kapitalerträge, das Verbot der Verlustanrechnung und die Finanztransaktionssteuer. Ansonsten besteht berechtigte Sorge um eine funktionierende Altersvorsorge zur Vermeidung von Altersarmut, insbesondere in den neuen Bundesländern.”
Über die Studie
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag von WeltSparen, der Raisin GmbH, an der 2.045 Personen zwischen dem 15.07.2019 und 17.07.2019 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Weiterführende WeltSparen-Studien aus 2019:
- WeltSparen-Studie zur Sparlücke bei Frauen: Fehlendes Bewusstsein für Absicherung, Altersarmut und Herausforderungen von Frauen
- WeltSparen-Studie zum Schulstart: Finanzbildung in Deutschland – Nachsitzen, bitte!
- WeltSparen-Studie zum Muttertag: Mama ist die Beste – aber um ihre Finanzen ist es nicht gut gestellt
- WeltSparen-Studie zur Altersvorsorge: Die Hälfte der Deutschen sorgt nicht für ihr Alter vor
- WeltSparen-Studie zum Frauentag: Frauen und Finanzen – Vorbilder und Wissen fehlen
Über WeltSparen / Raisin
Das Berliner Fintech WeltSparen, ein Vorreiter für Open Banking in Europa, wurde 2012 von Dr. Tamaz Georgadze (CEO), Dr. Frank Freund (CFO) und Michael Stephan (COO) gegründet. WeltSparens Plattformen – international unter der Marke Raisin bekannt – bieten europäischen Sparern grenzüberschreitend einfachen und kostenlosen Zugang zu attraktiven Tages- und Festgeldern aus ganz Europa sowie zu global diversifizierten und kostengünstigen ETF-Portfolios. Mit nur einer Online-Anmeldung können Kunden alle Anlagen abschließen und verwalten. Seit 2013 haben mehr als 200.000 Kunden aus 28+ Ländern Europas Spareinlagen im Wert von über 16 Milliarden Euro bei mehr als 80 Partnerbanken angelegt. Das Start-up zählt zu den Top 5 Fintechs der renommierten FinTech50-Awards und wird von namhaften europäischen und US-amerikanischen Investoren wie btov Ventures, Goldman Sachs, Index Ventures, Orange Digital Ventures, PayPal Ventures, Ribbit Capital und Thrive Capital unterstützt. Zu Raisin gehören Raisin UK in Manchester, die Service-Bank Raisin Bank und Altersvorsorgespezialist Fairr.
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