06.08.2020 | ca. 5 min. Lesezeit | Artikel drucken

Airlines am Boden: Wie geht es weiter mit der Lufthansa-Aktie?

Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa stellt betriebsbedingte Kündigungen in Aussicht und verkündet Milliardenverluste angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie. Anleger stehen vor der Frage: Jetzt verkaufen und Verluste realisieren oder auf den Wiederaufstieg der Fluggesellschaften hoffen?

Jetzt also doch! Trotz des Hilfspakets in Höhe von 9 Milliarden EUR verkündet die Lufthansa, dass betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen werden können. Grund ist die anhaltende Corona-Pandemie, die ein Milliardenloch in die Bilanz der größten deutschen Airline reißt.

Die Zahlen lesen sich wie ein Horror-Szenario: 1,5 Milliarden EUR Nettoverlust allein im zweiten Quartal 2020, ein Umsatzeinbruch von 80 %. Lufthansa zählt nur noch 4 % der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 22.000 Vollzeitstellen sollen bereits abgebaut werden, betriebsbedingte Kündigungen könnten noch hinzukommen.

Airline-Aktien: Ist jetzt der Einstiegszeitpunkt gekommen?

Die Lufthansa Aktie notiert angesichts dieses negativen Umfelds in der Nähe des Allzeittiefs bei etwa 8,20 Euro (Stand: 06.08.2020). Noch im Dezember 2017 waren es über 30 Euro. Während langjährige Aktionäre den Kursverfall tatenlos mit anschauen oder Verluste realisieren müssen, stellt sich für Beobachter von Airline-Aktien die Frage: Ist jetzt der Zeitpunkt für den Einstieg gekommen?

Die Bundesregierung hat mit dem milliardenschweren Hilfspaket signalisiert, dass die Lufthansa vor dem Untergang bewahrt werden muss. Der Auftrieb der Aktie nach dieser Verkündung Ende Mai war jedoch nur von kurzer Dauer. Schon im Juni ging es wieder bergab. Denn die Corona-Pandemie ist noch nicht ausgestanden.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Europa steigt wieder. Insbesondere die Ankündigung Großbritanniens, Spanienurlauber einer Zwangsquarantäne zu unterziehen, trifft die Airlines zur Urlaubszeit hart. Auch die Nachfrage nach Langstreckenflüge in die USA ist angesichts der eskalierenden Infektionszahlen in Kalifornien und Florida kaum noch existent. Urlauber schrecken vor der Buchung von Flugreisen zurück. Vor diesem Hintergrund erwartet Lufthansa Vorstandschef Carsten Spohr keine Erholung der Nachfrage vor dem Jahr 2024.

Experten uneinig: Verkaufsempfehlung oder Aufwärtspotenzial?

Wer dieser Tage in Aktien von Fluggesellschaften investieren möchte, braucht wohl einen langen Atem. Die meisten Analysten raten zum Verkauf der Lufthansa-Aktie, wie das Magazin „Der Aktionär“ berichtet. Nur noch wenige Beobachter behalten sich eine neutrale Bewertung vor. Das durchschnittliche Kursziel der Aktie lag kurz vor der Meldung über mögliche betriebsbedingte Kündigungen – mit 5,92 Euro noch deutlich unterhalb des aktuellen Standes.

 

Achtung: Dieser Artikel beinhaltet keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung, sondern dient einzig der Informationsvermittlung. Investitionen in Einzelaktien bergen aufgrund der hohen Volatilität und geringer Diversifikation ein erhöhtes Risiko. Mit einem global diversifizierten Portfolio können Anleger diesem Risiko entgegenwirken. Mehr zum Thema Diversifikation erfahren Sie hier.  

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Wie geht es mit Airline-Aktien jetzt weiter?
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Zahl der Airline-Pleiten in 2020 verdreifacht

Im globalen Vergleich reiht sich das Schicksal der Lufthansa-Aktie in das der Wettbewerber ein. In diesem Jahr sind bisher 34 Fluggesellschaften ausgefallen. Das sind zwar deutlich weniger als die 63, die 2008 untergegangen sind, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Aber die Zahl der Airlines, die den Geschäftsbetrieb ohne offizielles Verfahren im laufenden Jahr eingestellt hat ist mit 70 bereits drei Mal so hoch wie im langjährigen Durchschnitt. Neben den Pleiten kam es zu zahlreichen Zusammenschlüssen und Übernahmen.

Airlines könnten im laufenden und nächsten Jahr etwa 100 Milliarden US-Dollar einbüßen, prognostiziert die International Air Transport Association (IATA). Zum Vergleich: Derartige Verluste wären dreimal so hoch wie die Verluste nach der globalen Finanzkrise 2008.

Nächste Airline-Pleitewelle im Herbst?

Der Sommer ist für viele Fluggesellschaften auch in normalen Zeiten die einzige gewinnbringende Periode. Doch angesichts der Aussicht auf eine Erholung des Marktes vor dem Ende der Ferienzeit erscheint eine Flut von Gewinneinbrüchen und Insolvenzanträgen unausweichlich, berichtet der IT-Dienstleister IBA Group. Erst am Ende der Sommersaison werden viele Fluggesellschaften Bilanz ziehen und darüber entscheiden, ob es weiter geht.

Zum Herbst könnte es also nicht nur eine dritte Corona-Welle, sondern auch eine zweite Pleitewelle bei den Airlines geben. Zu den gefährdeten Fluggesellschaften könnten laut Bloomberg Billigflieger aus Malaysia und Indien gehören. In den USA gerate die mit 34 Milliarden USD hoch verschuldete American Airlines Group besonders unter Druck. In Europa gehöre Norwegian Air Shuttle zu den Wackelkandidaten. Ein Hoffnungsschimmer: Zu den gesünderen Airlines zählten dem Bericht zufolge neben Ryan Air und Air France auch die deutsche Lufthansa.

Bis zu 5.000 Flieger könnten dauerhaft am Boden bleiben

Das Ausmaß der Krise lässt sich auch an der Zahl der Flugzeuge ablesen, die wohl nie wieder abheben werden. Knapp 1.000 Flieger haben Airlines in diesem Jahr bereits aus ihrer Flotte geschmissen. Der IBA zufolge könnten es bis zum Ende des Jahres bis zu 5.000 werden.

Die einzige Hoffnung für einen Turnaround bei Airline-Aktien besteht in der schnellen Entwicklung eines Impfstoffes, der die Ausbreitung der globalen Corona-Pandemie stoppen könnte. Doch derzeit lassen nicht nur die Entwicklung, sondern auch die globale Distribution eines solchen Impfstoffes noch viele Fragen offen.

 

Achtung: Dieser Artikel beinhaltet keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung, sondern dient einzig der Informationsvermittlung. Investitionen in Einzelaktien bergen aufgrund der hohen Volatilität und geringer Diversifikation ein erhöhtes Risiko. Mit einem global diversifizierten Portfolio können Anleger diesem Risiko entgegenwirken. Mehr zum Thema Diversifikation erfahren Sie hier.  

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