Startseite > Finanzlexikon > EZB Leitzins
EZB: Die Europäische Zentralbank ist dafür zuständig, die Geldmenge im Euroraum zu regulieren und die Preisniveaustabilität in der Wirtschaft zu gewährleisten. Um dieses Ziel zu erreichen, können die Leitzinsen erhöht oder gesenkt werden.
Leitzins: Es gibt drei verschiedene Leitzinsen, die die EZB festlegen kann, um ihr Ziel der Preisstabilität zu gewährleisten: den Einlagensatz, den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz.
Aktuell: Der Einlagenzins liegt derzeit bei 3,25 % (Stand: 12.2024).
Nach mehreren Leitzinserhöhungen in Folge blieben die Zinsen knapp ein Jahr auf einem konstanten Niveau. Im Juni 2024 erfolgte die erste Zinssenkung aufgrund einer zurückgehenden Inflationsrate. Die zweite Zinssenkung wurde im September beschlossen, eine dritte folgte bereits im Oktober. Leitzinsentscheidungen werden in der Regel alle sechs Wochen getroffen. Die aktuellen Leitzinssätze (Stand: 11.2024) liegen bei:
Als Leitzins werden Zinssätze bezeichnet, die von den Noten- und Zentralbanken der jeweiligen Länder festgelegt werden. Zu diesen Zinssätzen können sich Kreditinstitute und Geschäftsbanken von der Zentralbank Geld leihen oder dort anlegen. Ziel der Zentralbanken ist es, durch den Leitzins Preisstabilität zu gewährleisten. Es gibt drei verschiedene Leitzinse: den Hauptrefinanzierungssatz, den Einlagenzinssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz. Wird vom „Leitzins“ gesprochen, ist in der Regel der Hauptrefinanzierungssatz gemeint.
In der Eurozone legt die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main die Höhe des Leitzinssatzes fest. Wird der Leitzins gesenkt, spricht man von einer expansiven Geldpolitik. Für Banken wird es günstiger, Geld zu leihen oder anzulegen. Dadurch soll das Wirtschaftswachstum gefördert werden. Werden die Zinsen dagegen angehoben, ist dies eine restriktive Geldpolitik, die den gegenteiligen Effekt hat.
Die Funktion des Leitzinses ist von dessen Art abhängig, also davon, ob es sich um den Hauptrefinanzierungssatz, den Einlagezinssatz oder den Spitzenrefinanzierungssatz handelt.
Der Hauptrefinanzierungssatz wird häufig als der „eigentliche Leitzins“ der EZB bezeichnet. Als Instrument der Hauptrefinanzierung reguliert er, zu welchen Konditionen Banken sich Geld von der EZB leihen können. Voraussetzung ist, dass die Banken die entsprechenden Sicherheiten in Form von notenbankfähigen Wertpapieren hinterlegen.
Einmal pro Woche findet eine Auktion statt. Hier müssen die Banken mindestens den von der EZB festgelegten Leitzins bieten, um das verfügbare Kontingent an Zentralbankgeld zu erhalten. Beim Bieterverfahren erhält die höchstbietende Bank den Zuschlag.
Über den Hauptrefinanzierungssatz kann die EZB indirekt den Geld- und Kapitalmarkt beeinflussen. Senkt die EZB den Zinssatz, können sich Banken günstiger refinanzieren. Kostenvorteile werden in der Regel an Kunden weitergegeben. Die Folge: Unternehmen und Privatpersonen nehmen Kredite zu besseren Konditionen auf. Erhöht die EZB den Leitzins, steigen die Zinsen für Kredite.
Der Einlagezinssatz reguliert Kapitalanlagen bei der EZB. Der Zinssatz hat zwei Funktionen:
Dadurch ist der Einlagenzins stärker in den Fokus gerückt als der Hauptrefinanzierungszins. Nach Angaben der EZB ist die Einlagefazilität richtungsweisend für ihren geldpolitischen Kurs.
Der Spitzenrefinanzierungssatz markiert die Obergrenze des Zinskorridors, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können. Hauptsächlich dient die Spitzenfinanzierung dazu, kurzfristig Kredite für Geschäftsbanken zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um sogenannte Übernachtkredite, die bereits am nächsten Tag wieder fällig werden. Mit der Spitzenrefinanzierung sollen kurzfristige Liquiditätsengpässe der Banken verhindert werden, da sie sich jederzeit Kapital bei der EZB einholen können.
Der Spitzenrefinanzierungssatz wird allerdings auch von der EZB benutzt, um ihre Zinspolitik am Markt durchzusetzen. Damit sich Banken kurzfristig bei anderen Banken Geld leihen, müssen die Zinsen auf dem Interbankenmarkt niedriger sein als der von der EZB festgelegte Leitzins. Ansonsten würde sich das Kreditgeschäft zwischen den Banken nicht lohnen. Senkt also die EZB den Zinssatz, senken auch die Banken ihre Zinsen für Übernachtkredite – bei einem Anstieg können Geschäftsbanken im Umkehrschluss höhere Zinsen verlangen.
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Der Leitzins hat erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und beeinflusst verschiedene wirtschaftliche Parameter. Er hat beispielsweise Einfluss auf die Konditionen von Kreditvergaben und Investitionen, das Verbraucherverhalten, Wechselkurse oder die Inflation. Die genauen Auswirkungen sind davon abhängig, ob der Leitzins steigt oder sinkt. Aktuell verfolgt die EZB mit der Senkung der Leitzinsen das Ziel, die Wirtschaft in Deutschland als größte Ökonomie in der Eurozone wieder anzukurbeln, um in den kommenden Monaten ein Wachstum verzeichnen zu können.
Eine Zinserhöhung kann im Rahmen der Wirtschaft zu einem stagnierenden Wachstum und damit einer sinkenden Inflation führen. Mögliche Folgen von Leitzinserhöhungen können beispielsweise sein:
Die Aufnahme von Krediten wird für Unternehmen sowie Privatanleger teurer. Dies betrifft zum Beispiel Kredite für betriebliche Investitionen oder Immobilienkredite.
Mit einer Senkung der Leitzinsen kann die Wirtschaft angekurbelt werden. Auch die Inflation kann in diesem Zuge steigen. Zu den Auswirkungen zählen zum Beispiel:
Kredite können zu besseren Konditionen (geringen Zinsen) angeboten werden, wodurch die Investitionsbereitschaft angetrieben werden soll.
Die Ziele der Leitzinspolitik sind in erster Linie die Preisstabilität und die wirtschaftliche Stabilität. Die Preisstabilität wird durch eine niedrige und stabile Inflationsrate gewährleistet. Das Inflationsziel der EZB liegt bei 2,00 %. Eine Inflationsrate von 2,00 % wird als angemessen für ein stabiles Wirtschaftswachstum angesehen. Durch die Veränderung der Leitzinsen kann die Zentralbank die Zinsen für Kredite und Einlagen beeinflussen. Dies hat Auswirkungen auf die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, die Investitionen und den Arbeitsmarkt.
Im Zuge der weltweiten Finanzkrise 2008 und der damit zusammenhängenden Schuldenkrise im Euroraum wurde auch die Europäische Zentralbank aktiv. Zu den vielen Maßnahmen gehörte eine regelmäßige Leitzinssenkung seit 2016 auf 0,00 %. Ziel war es, dass Banken verstärkt Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben, um die Konjunktur anzukurbeln. Dadurch sollte die Wirtschaft gestärkt werden. Menschen wird weniger Anreiz geschaffen, ihr Geld anzulegen. Die Folge ist, dass mehr konsumiert und investiert wird. Niedrige Zinsen haben zudem eine Wirkung auf die eigene Währung im Vergleich zu ausländischen Währungen: Der Preis der eigenen Währung wird gesenkt.
Im September 2014 senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins für Einlagen der Banken auf einen negativen Wert. Dieser Negativzins bedeutete, dass die Banken Strafzinsen zahlen mussten, wenn sie das Geld bei der EZB kurzfristig anlegen wollten.
Aufgrund der Coronakrise und dem Krieg in der Ukraine stieg die Inflationsrate im Euroraum stark an. Die EZB reagierte darauf in den letzten Jahren mit mehreren Zinserhöhungen. Da die Inflationsrate gesunken ist, entschied sich die EZB Anfang Juni 2024 dazu, die Leitzinsen ebenfalls zu senken. Eine weitere Zinssenkung folgte im September, eine dritte im Oktober (Stand: 12.2024).
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