Leverage-Effekt: Definition, Formel und Beispiele

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Der Begriff Leverage-Effekt (auch Hebeleffekt genannt) bezieht sich im Finanzwesen auf die Kapitalstruktur (Zusammensetzung des Kapitals) von Unternehmen. Er beschreibt eine Möglichkeit, strategisch Fremdkapital (Kredite) aufzunehmen, um höhere Gewinne zu erzielen.

Wir gehen näher auf das Konzept der Hebelwirkung ein und geben einige Beispiele, wie der Leverage-Effekt in Unternehmen eingesetzt wird. Dazu erfahren Sie, welche Risiken der Financial Leverage-Effekt birgt.

Definition: Der Leverage-Effekt einfach erklärt

Der Leverage-Effekt (englisch: financial leverage effect) ist ein beliebtes Mittel, um die Eigenkapitalrendite eines Unternehmens durch den Einsatz von Fremdkapital zu erhöhen – sprich: um die Rentabilität des Unternehmens zu steigern. Dabei gilt: Je höher die Summe des geliehenen Geldes, desto größer der Effekt. Da beim Leverage-Effekt der Einsatz von Fremdkapital die Eigenkapitalrendite nach oben „hebelt“, wird das Konzept häufig auch als Hebeleffekt bezeichnet.

Um durch Fremdkapital die wirtschaftliche Rentabilität eines Unternehmens zu steigern, muss die Gesamtkapitalrentabilität größer als die Gesamtheit der zurückzuzahlenden Zinsen sein. Je höher dabei die Differenz zwischen der Gesamtkapitalrendite und den Kosten für die Aufnahme von Fremdkapital, desto größer ist der Effekt.

Was versteht man unter einer Hebelwirkung des Kapitals?

Eine finanzielle Hebelwirkung liegt vor, wenn Anlegerinnen und Anleger Fremdkapital zum Kauf eines bestimmten Vermögenswerts investieren. Demnach wird Geld geliehen, um größere Investitionen zu tätigen, die wiederum zu höheren Renditen führen können. Der Leverage-Effekt definiert also die Hebelwirkung des aufgenommenen Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrentabilität. Denn durch den Einsatz von Fremdkapital (anstelle von oder zusätzlich zum Eigenkapital) kann die Eigenkapitalrendite gesteigert werden.

Leverage-Effekt im Aktienhandel

In der Finanzwirtschaft wird der Leverage-Effekt insbesondere von Unternehmen im Bereich der Kapitalstruktur genutzt. Aber auch beim Aktienhandel können Anlegerinnen und Anleger Gebrauch vom Leverage-Effekt machen.

Contracts for Difference (CFDs) beziehungsweise Differenzkontrakte eignen sich beispielsweise für diesen Hebeleffekt. Mit CFDs sind Wertpapiere gemeint, bei denen der Preisunterschied zwischen Marktein- und -austritt – ohne Berücksichtigung des Basiswertes – relevant ist. Dabei kommen Anlegerinnen und Anleger lediglich für einen kleinen Teil des Gesamtwerts der gewünschten Position auf. Um die Position anschließend gänzlich zu erwerben, leiht ein CFD-Broker den Anlegenden den Differenzbetrag.

Anlegerinnen und Anleger können somit durch den Leverage-Effekt einen größeren Vermögenswert erwerben und dadurch einen höheren Gewinn erzielen. Genauso sind allerdings auch Verluste möglich. Somit besteht das Risiko, mehr als das eingezahlte Kapital zu verlieren.

Für den Einsatz von Hebelprdukten gilt demnach das Gleiche wie beim Aktienhandel allgemein: Je höher die Rendite einer Anlage, desto größer ist das Risiko.

Voraussetzungen für den Leverage-Effekt

Es gibt einige Voraussetzungen, die erfüllt sein sollten, damit der Leverage-Effekt funktioniert, darunter:

  • Das Unternehmen erwirtschaftet Gewinne.
  • Es besteht die Möglichkeit, günstiges Fremdkapital aufzunehmen.

  • Die Fremdkapitalkosten sind geringer als die Gesamtkapitalrentabilität.

  • Es gibt eine positive Preis- beziehungsweise Kursentwicklung des Handelsgutes.

  • Für Unternehmen gilt es deshalb, im Vorfeld zu überprüfen, wie sich die Fremdkapitalkosten im Vergleich zur Rendite verhalten.

Wie wird der Leverage-Effekt berechnet?

Um den Leverage-Effekt zu berechnen, werden folgende Kennzahlen benötigt:

  • Eigenkapital (EK)
  • Fremdkapital (FK)

  • Eigenkapitalrendite (rEK)

  • Gesamtkapitalrendite (rGK)

  • Verschuldungsgrad (VG) = Fremdkapital / Eigenkapital

  • Fremdkapitalzinsen (i)

Zur Berechnung des Leverage-Effektes sind die Kosten für das aufgenommene Fremdkapital (zu zahlende Zinsen) von der Gesamtkapitalrendite abzuziehen. Das Ergebnis wird mit dem Verschuldungsgrad (Fremdkapital / Eigenkapital) multipliziert. Addiert man diesen Wert mit der Gesamtkapitalrendite, erhält man die Eigenkapitalrendite.

Beispiele zum Hebeleffekt: Wie der Leverage-Effekt genau funktioniert

Um die Funktionsweise des Leverage-Effektes zu demonstrieren, stellen wir Beispiele mit und ohne Hebeleffekt gegenüber:

Beispielrechnung ohne Hebeleffekt

Angenommen, ein Unternehmen verfügt über ein Anlagevermögen von 5.000.000 €. Es finanziert sich vollständig aus Eigenkapital. Das Anlagevermögen wird in der Vermögensbilanz zu den Aktiva gezählt, denn es zeigt an, wie viel Vermögen das Unternehmen aktiv nutzen kann. Das Eigenkapital gehört in die Sparte der Passiva. Diese zeigt an, aus welchen Mitteln die Aktiva finanziert wurden. Das kann durch Eigenkapital oder durch einen Kredit sein.

AktivaPassiva
Anlagevermögen 5.000.000 €Eigenkapital 5.000.000 €

Das Unternehmen erzielt einen jährlichen Gewinn in Höhe von 500.000 €, der sich aus Erträgen von 700.000 € abzüglich aller Aufwendungen (zum Beispiel Steuern) von 200.000 € ergibt.

Eine vereinfachte Gewinn– und Verlustrechnung (GuV) sieht dann folgendermaßen aus:

700.000 €


Einnahmen
-Aufwendungen200.000 €
=Gewinn500.000 €

Daraus lässt sich die sogenannte Eigenkapitalrendite wie folgt berechnen:

Eigenkapitalrendite = (Gewinn / Eigenkapital) x 100

(500.000 € / 5.000.000 €) x 100 = 10 %

Beispielrechnung mit Hebeleffekt

Im nachfolgenden Beispiel wird der Leverage-Effekt berücksichtigt. Nehmen wir an, dass sich ein Unternehmen zur Hälfte fremdfinanziert. Das heißt, 2.500.000 € werden durch Fremdkapital eingenommen, beispielsweise einen Kredit. Der Fremdkapitalzinssatz beträgt in unserem Beispiel 7 %.

AktivaPassiva
Anlagevermögen 5.000.000 €Eigenkapital 2.500.000 €
Kredit 2.500.000 €

Der Gewinn von 500.000 € abzüglich der 7 % Fremdkapitalzinsen minimiert sich um 175.000 € auf 325.000 €. Die vereinfachte Gewinn– und Verlustrechnung (GuV) mit Leverage-Effekt sieht dann so aus:

Einnahmen700.000 €
-Aufwendungen200.000 €
-Zinsaufwand (7 %)175.000 €

=Gewinn325.000 €

Da sich das Eigenkapital hier um die Hälfte auf 2.500.000 € reduziert hat, sieht die Formel für die Berechnung der Eigenkapitalrentabilität nach dem Leverage-Effekt wie folgt aus:

Eigenkapitalrendite = (Gewinn / Eigenkapital) x 100

(325.000 € / 2.500.000 €) x 100 = 13 %

Die Eigenkapitalrentabilität erhöht sich somit durch das eingesetzte Fremdkapital von 10 % auf 13 %. Es wird ersichtlich, dass das Fremdkapital die Eigenkapitalrendite nach oben „hebelt“.

Auswirkung: Wie beeinflusst der Leverage-Effekt die Rentabilität?

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, wie sich der Leverage-Effekt auf die Rentabilität auswirken kann:

  • Rentabilität steigt (positiver Leverage-Effekt)
  • Rentabilität sinkt (negativer Leverage-Effekt)

  • Rentabilität bleibt gleich (neutral)

Im besten Fall sollte der Leverage-Effekt die Gesamtkapitalrendite erhöhen. Dafür müssen die Kosten für die Aufnahme des Fremdkapitals jedoch niedriger sein als die zu erzielende Rendite. Es kann jedoch auch ein gegenteiliger Effekt eintreten: Sollten die Fremdkapitalkosten höher als die Erträge sein, kommt es zu einem negativen Leverage-Effekt.

Bleibt die Rentabilität von Eigen- und Fremdkapital gleich, tritt ein neutraler Effekt auf. Dies ist der Fall, wenn Fremdkapitalkosten und Eigenkapital- beziehungsweise Gesamtkapitalrendite gleich sind.

Positiver Leverage-Effekt

Der Leverage-Effekt bleibt positiv, solange die Investitionsrendite beziehungsweise Gesamtkapitalrendite über dem Fremdkapitalzins liegt (Leverage-Chance). Der Begriff Gesamtkapitalrendite, oder auch Gesamtrentabilität, wird auch oft als Return on Investment (ROI) bezeichnet.

In Beispiel 2 beträgt die Investitionsrendite des Unternehmens 10 % und der Fremdkapitalzins 7 %. Hier wirkt der Leverage-Effekt positiv, weil sich das Unternehmen Geld zu 7 % leiht, aus dem Fremdkapital jedoch 10 % erzielt. Von der Differenz über 3 % profitiert anschließend das Unternehmen, da die Eigenkapitalrendite steigt.

Negativer Leverage-Effekt

Wenn der Zinssatz für das aufgenommene Fremdkapital höher ist als die Rendite der Investition, sinkt die Eigenkapitalrentabilität des Unternehmens mit steigender Verschuldung – hier spricht man auch von einem Leverage-Risiko.

Angenommen, der Fremdkapitalzins steigt auf 12 % – mit steigender Verschuldung erhöhen sich auch die Zinsen –, so würde der Leverage-Effekt in Beispiel 2 negativ wirken. Für die Differenz von 2 % müsste dann das Unternehmen aufkommen.

Risiken und Grenzen des Leverage-Effekts

Die Chance des Leverage-Effekts besteht darin, mit Vermögenswerten durch den Einsatz von Fremdkapital höhere Erträge zu erwirtschaften als Aufwendungen verbucht werden. Auch wenn dieses Anlagemodell auf den ersten Blick attraktiv scheint, kann es äußerst riskant sein. Da der Hebeleffekt auch in die negative Richtung gehen kann, sind Verluste nicht auszuschließen.

Der Leverage-Effekt wird maßgeblich durch diese Punkte beschränkt:

  • Begrenzte Kreditaufnahme: Ab der Überschreitung eines gewissen Verschuldungsgrads gewähren beispielsweise Banken aus Sicherheitsgründen keine weiteren Kredite.
  • Steigende Zinsen bei steigender Schuldenaufnahme: Der Verschuldungsgrad bestimmt das Risiko. Je höher die Verschuldung, desto höher ist das Risiko für Kreditinstitute, dass der Betrag nicht zurückgezahlt werden kann. Mit höherer Verschuldung steigen daher die zu zahlenden Fremdkapitalzinsen.

  • Mangelnde Investitionsmöglichkeiten: Auch die Investitionsmöglichkeiten sind begrenzt. Sollte die Investition nicht die erwartete Rendite erzielen, müssen dennoch die Schulden (inklusive Zinsen) zurückgezahlt werden.

Das Verschuldungsrisiko ist umso höher,

  • je niedriger die Gesamtkapitalrentabilität im Vergleich zu den durchschnittlichen Fremdkapitalzinssätzen ist.
  • je wahrscheinlicher es ist, dass die Zinsen langfristig die Rendite übersteigen.

  • je höher die Konjunkturabhängigkeit der Handelsgüter ist.

Hinweis: Eine korrekte Bewertung der Rendite und des Zinssatzes für Kredite ist entscheidend für die Bestimmung der Verschuldung.

Leverage-Effekt als wirkungsvolles Instrument – Vor- und Nachteile zusammengefasst

Der Leverage-Effekt kann für Unternehmen jeder Größe ein wirkungsvolles Instrument sein, um die eigene Rentabilität zu erhöhen. Damit dies funktioniert, bedarf es jedoch einer ausführlichen Planung und einer guten Einschätzung der Rendite.

VorteileNachteile
Steigerung der Gesamtkapitalrentabilität beziehungsweise des GewinnsKeine unbegrenzten Investitionen möglich
Möglichkeit, auch mit geringem Eigenkapital Investitionen zu tätigenZinsrisiko durch steigende Verschuldung oder gesamtwirtschaftliche
Möglichkeit zur Kreditaufnahme ist begrenzt

Auch Privatpersonen können vom Leverage-Effekt profitieren. Das ist zum Beispiel mit risikoreichen Derivaten möglich. Dabei handelt es sich um Finanzinstrumente, welche den Preis eines Basisproduktes wie Aktien oder Indizes abbilden und wie ein Vertrag zwischen zwei Parteien funktionieren.

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